Wege gehen - Ziele erreichen

Wege gehen - Ziele erreichen
Das Notebook vor Augen

Tuesday, April 22, 2008

Radio

Du liegst im Bett und hörst Nachrichten. Radio. Bist nackt, während eine herrlich männliche Stimme Verkehrsmeldungen raunzt. Alles hat überhaupt nicht dich zu meinen, so sehr dich die Stimme zu verwöhnen scheint. Erstens ist er verheiratet, zweitens bist du alt. Es ist nur der Voyeur in dir, der sich verstanden fühlt. Es ist Radio. Da sitzt einer in irgendeinem Raum an irgendeinem Mikro und macht seinen Job. Oder hattest du im Saal jemals das Gefühl, irgendsowas wie eine Beziehung aufzubauen, nur weil dein Gegenüber nackt war? Verrückt. Je schleimiger das Labern drüber, um so sachlicher die Gedankenfolgen, sobald du dich wieder in den Moment zurückversetzt. Klar ist es "individuell". Es ist ein Job. Es ist mindestens so individuell wie das GutenTag,SchönesWetterHeute in der Straßenbahn. Es ist gelebte Zeit.

Gestern habe ich fotografiert. Menschen in Bewegung. Wortlos. Ich bin gespannt, wie die Fotos geworden sind. Der Text entsteht nachher. Ich freu mich drauf. Es ist anders als im Saal. Das Miteinander scheint nachhaltiger zu sein und gleichberechtigter. Eine Stimme im Ohr ist da keine. Ich würde gern schneller schreiben können, wenn ich Gesprächsnotizen mache. Die Theaterruine wird saniert: Sie bekommt ein Dach. Noch nicht diesen Sommer. Ich muss aufstehen und Frühstück machen. Unter der Decke ist es so schön. Hab zwei quälende Mails "erledigt" und fühle mich frei. Bleibt nur noch die Artikelpassage über die Kunst der Auszeit für das BTZ. Auszeit. Früh am morgen die vertraute Stimme eines an sich Wildfremden unter der Decke zu hören statt aufzustehen und Texte für die Zeitung auf dem Klo zu schreiben. Klozeitungen. Wenn, dann wird sie sowieso nur auf dem Klo gelesen. Wo beginnt Nähe? Beim Aufstehen? Oder doch schon beim Dösen? Wahrscheinlich macht das den Reiz beim Bloggen mit Notebook aus: Du kannst nackt im Bett bloggen, wirst aber garantiert nicht auf dem Klo dösend gelesen. Das hat schon was Erhabenes. Fast wie Fernsehen. Ob man Ideen per Blog genauso ansparen kann wie Rente per Riester? So hohl, wie ich mich fühle, muss ich irgendwann mal viele Ideen gehabt haben. Hab "per" als "behr" geschrieben, muss wahrscheinlich das Risperdal erhöhen, faq. Was war das für ein Film? Dösen versus Risperdal. Je mehr ich nachdenke, um so sicherer habe ich mich verliebt. In alles und jeden, in einen Everybody, der grad seine vorgefertigten Texte verliest, während ich meinem Tag entgegenschmachte. Wenn es tatsächlich mein Tag wird. Noch zwanzig Minuten, ein Kaffee und ein Klogang bis zum Durchstarten. Warum ist da niemand zum Anlehnen? Niemand, der noch eine Urgent-Emergent-Message hat, bevor er/sie in die Schule stürzt? Die sind schon längst los, während ich noch döse. Risperdal.

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