Wege gehen - Ziele erreichen

Wege gehen - Ziele erreichen
Das Notebook vor Augen

Sunday, June 15, 2008

Bei allem Respekt vor der Gruftkälte im Probenkeller, das AlsNewcomerEntdecktZuWerden mit Auftragskunst zu bezahlen ist hart: Hab eine ach so schöne Rilke-Vertonung von meinen Kindern bekommen mit der Auflage, sie NIE zu senden, weil sie sich nicht damit identifizieren und sie nur für die Schule als Hausaufgabe erledigt haben. Ein Auftragswerk. Stattdessen versuchen sie grad eine CD zu vermarkten, auf der sie alles, was Nähe induzieren könnte, so laut rausschreien, dass Ohropax das Mindeste ist, was ich brauche, um "zuzuhören". Sich McDonald-mäßig auf Casting-, entschuldige Künstler-Treffs anzubieten wäre das Letzte, was ich ihnen zumuten würde, zumal sie auch den Anspruch haben, Berufliches und Privates zu trennen. Bleibt die Konfrontation mit den potentiellen Hörern bei Straßenfesten wie dem Elbhangfest und der Bunten Republik Neustadt und die Kneipe an der Ecke zum Aufspielen. Ehrlichkeit und Selbstschutz scheint sich auszuschließen. Es sei denn, der Job an der Kasse im Supermarkt wirft genug Geld ab, um genau die Musik machen zu können, die einen selber meint. Dreist genug? Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus, dass sie aus der Musik keinen Job machen werden, aber glücklich sind.

In Dresden-Mitte ist ein Theaterkomplex in einem ehemaligen Kraftwerk geplant. Das Kraftwerk ist weitläufig. Außerdem gibt es in Dresden-Striesen ein Medienkulturzentrum mit einem Ausbildungs- und Erprobungskanal. Weiterhin ist im Ostragehege ein Zentrum für Wissenschaft und Kunst geplant. Aus dieser Dreieinigkeit heraus könnte ich mir vorstellen, dass neben auDDite, dem Kulturmagazin im Ausbildungs- und Erprobungskanal, auch die jährlichen Tage der offenen Tür Newcomern die Chance geben, ihre interdisziplinäre Arbeit vorzustellen, um aus einer Wohn- und Schlafstatt Heimat werden zu lassen. Ein Ersatz für die Auftritte bei Straßenfeste und in der Kneipe an der nächsten Straßenecke kann das natürlich nicht sein. Einen TopOderFlop-NichtDieMama-Modus a la Bohlen oder eine Hitparade mit Künstlerförderung zu verwechseln, finde ich riskant. Ein breiter Zugang zu den Ressourcen der Stadt ist essentiell. Das gilt sowohl für das Proben, als auch für Auftrittsmöglichkeiten, verbunden mit einem anspruchsvollen Marketingkonzept jenseits des heimischen Fernsehsessels.

Da es regnet, noch ein paar Zeilen: Seit Freitag ist in Dresden wieder die Bunte Republik Neustadt, ein Straßenfest, bei dem du mittlerweile im Schulterschluss den Stadtteil querst und aller hundert Meter eine neue Band oder Liedermacher und DJs hörst - ein Künstlertreff, bei dem das Publikum mit den Füßen entscheidet. Leider sind in der BRN-Webseite noch nicht die einzelnen Bands verlinkt, so dass du nur nach dem Hörensagen entscheidest. Aber auch so ist die Infrastruktur des Stadteils an diesem Wochenende grenzwertig belastet.

Meine Idee mit dem öffentlichen Proberaum fand außer mir keiner so richtig gut, immerhin repräsentierten die Musikinstrumente einen beträchtlichen Wert.

Aber öffentliche Aufnahmestudios, in der jede Band ihre CD selbst "pressen" kann, seien gut, habe ich mir sagen lassen. Dann würden CD-Shops wie Sweetwater und Fat Fenders eine ganz andere Bedeutung bekommen.

Bei den bislang 17 Internet-Hörern von auDDite eine TED-Umfrage zu machen, fände ich blöd. Mir ist lieber, das Feedback kommt unkodiert, per Studiotelefon, Chat und Forum. Aber das sieht Radioman mit dem Peaches im Rücken vielleicht schon ganz anders.

Hallo du,

ich plane grad einen Hörfunkbeitrag für die nächste Woche zum Künstler-Treff und sammle O-Töne. Hättest du in der kommenden Woche Zeit für ein Radio-Interview? Dann würde ich für diese Zeit das Studio reservieren und Enrico (Neon425), den auDDite-Techniker, ansprechen, um das Telefonat radiogerecht aufzeichnen zu können. Es wäre mein erstes Telefon-Interview. Wenn du einverstanden bist, würde ich die Fragen dazu vorher mit dir abstimmen, um dich weniger zu überrollen. In erster Linie geht es mir darum,

- was du unter Künstler-Treffs verstehst und

- welche Erfahrungen du damit gemacht hast, dass du sie in der dir vertrauten Form wiederbeleben möchtest.


Herzlich,

Christine

Hab mich verschrieben: Es wäre mein erstes Telefon-Interview.

Im Studio hatte ich bis jetzt drei Interviews: mit dem DJ Jeff Smart, einem Trio aus Verleger, Autor und Lektorin anlässlich einer Buchvorstellung und mit der Pop Punk Band The Flying Windmill.

Bei der Band hatten wir einen Anrufer im Studio: meinen Vater ohne Hörgerät. Er hatte es verkramt, irgendwo im Telefonbuch lag es. Das Interview war also interaktiv. Die Band ließ sich zumindest bewegen, etwas über die Liedtexte zu sagen und hat Vater ihre CD geschenkt.

Bei dem Buch hatten wir sogar zwei Anrufer: Dirk vom Hitmix-Club fragte Harald Helbig, den Autor der "Dresdner Taxi-Erlebnisse", warum er nicht über Busfahrten geschrieben hat. Und die zweite Anruferin hatte gar keine Frage, wahrscheinlich auch kein entsprechendes Radio. Es war die Nachbarin von Harald Helbig. Er ist Taxifahrer und sie eine seiner Stammkunden.

In der Regel haben wir zehn bis 17 Hörer im Internet. Die meisten kenne ich, soweit es Internet zulässt, persönlich. Aber so viel Lampenfieber wie im Studio habe ich nicht mal während meiner ach so lang zurückliegenden Zeiten als Weißkittel im OP-Saal erlebt. Vom plötzlichen Schweißausbruch bis zu kalten Händen passiert da alles hautnah. Anästhesie war schon spannend, aber Studio ist um Größenordnungen spannender. Und nun ein Telefon-Interview, grins. Hab gedacht, neben dir ist der Anfang einfach, zumal du das bestimmt schon öfter gemacht hast als ich.

Nochmal die zwei Fragen:

1. Was verstehst du unter Künstler-Treffs?

2. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht, dass du sie in der dir vertrauten Form wiederbeleben möchtest?

Die Hörerquote könnte in diesem Fall um sechs Hörer höher liegen, zumal ich den Beitrag im Kurs vorstellen will. Ich mache grad einen Einführungskurs beim Hörfunk mit.

Falls du mir den Zeitpunkt für das Telefon-Interview lieber simsen oder per Handy sagen willst: Ich bin unter 0173 38 11 631 erreichbar.

Ohne Eile :)

Ich habe Zeit und freue mich auf dich.

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